26.Juni 2018
Das verflixte Ei pro Tag
Das in Eiern enthaltene Cholesterin führt zu einem erhöhten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So die inzwischen überholte Meinung von Ernährungsexperten. Jetzt zeigt eine neue Studie das Gegenteil: Täglicher Ei-Genuss soll das Risiko sogar senken.
Während Ärzte und Wissenschaftler vor einigen Jahren noch zur Zurückhaltung beim Ei-Verzehr mahnten, rückt das tägliche Frühstücks-Ei seit geraumer Zeit in ein immer besseres Licht. Experten sind sich zwar einig, dass erhöhtes Gesamtcholesterin und vor allem erhöhtes LDL-Cholesterin im Blut das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöht. Umstritten ist jedoch, wie stark cholesterinhaltige Lebensmittel wie Eier den Cholesterinspiegel im Blut beeinflussen. Laut einer neuen Studie, die im Journal Heart veröffentlicht wurde, soll der tägliche Eikonsum sogar vor kardiovaskulären Erkrankungen schützen.
Jeden Tag ein Ei
Die Forscher von der Beijing University werteten Daten aus der CKB-Studie (China-Kadoorie-Biobank) aus, an der rund eine halbe Million (512.891) Menschen zwischen 30 und 79 Jahren teilnahmen. Die Probanden wurden zwischen 2004 und 2008 aus 10 Regionen in China rekrutiert und nach ihrem Eierkonsum befragt. In den folgenden neun Jahren erfassten die Forscher die Morbidität und Mortalität.
Probanden, die zu Studienbeginn an Krebs, Diabetes oder kardiovaskulären Erkrankungen litten, schlossen die Forscher in ihrer Studie aus. Unter den übrigen 461.213 Teilnehmern dokumentierten die Forscher 83.977 Fälle mit kardiovaskulären Erkrankungen und 9.985 Todesfälle aufgrund von kardiovaskulären Erkrankungen sowie 5.103 schwere koronare Ereignisse. Von den Teilnehmern gaben 13,1 Prozent an, täglich Eier zu konsumieren (durchschnittlich 0,76 Eier/Tag). 9,1 Prozent berichteten, nie oder sehr selten Eier zu essen (durchschnittlich 0,29 Eier/Tag).
Die Forscher berücksichtigten in ihrer Analyse auch andere Einflussfaktoren auf die Herzgesundheit wie z.B. sportliche Aktivität, BMI, Rauchen und Alkoholkonsum.
Ei-Liebhaber seltener herzkrank
Die Analyse der Ergebnisse zeigte, dass täglicher Eiverzehr mit einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen verbunden war, im Vergleich zu Probanden, die nie oder selten Eier zu sich nahmen (Hazard Ratio (HR) 0,89, 95% Konfidenzintervall (CI) 0,87 – 0,92). Das Risiko eines kardiovaskulären Todesfalls verringerte sich durch den täglichen Verzehr um 18 Prozent (HR 0,82, 95 % CI 0,75 – 0,89).
Das Risiko einen hämorrhagischen Schlaganfall zu erleiden, war um 26 Prozent geringer (HR 0,74, 95 % CI 0,67 – 0.82). Das Risiko daran zu sterben, verringte sich bei Probanden, die täglich ein Ei aßen um 28 Prozent (HR 0,72, 95 % CI 0,62 – 0,84). Verglichen mit Personen, die nie oder selten Eier aßen, sank außerdem das Risiko einer ischämischen Herzerkrankung um 12 Prozent (HR 0,88, 95 % CI 0,84 – 0,93).
Fazit
Eine Stärke der Studie ist die Größe der Studienpopulation mit fast einer halben Million Teilnehmern. Dieser Aspekt sowie die Berücksichtigung anderer Einflussfaktoren, deuten darauf hin, dass täglicher Eiverzehr tatsächlich mit geringeren Risiken für kardiovaskuläre Erkrankungen assoziiert ist. Wie bei allen Kohortenstudien ist ein kausaler Zusammenhang damit jedoch nicht bewiesen. Die Autoren verweisen darauf, dass ihre Studie wissenschaftliche Beweise für Ernährungsrichtlinien in Hinblick auf den Verzehr von Eiern beisteuert.
Dass vom Verzehr von Eiern keine große gesundheitliche Gefahr ausgeht, hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) inzwischen anerkannt. Bis vor kurzem hieß es in ihren Ernährungsempfehlungen noch, dass der Verzehr von Eiern (inkl. Eiern in Nudeln und Saucen) auf zwei- bis dreimal die Woche beschränkt werden sollte. In der überarbeiteten Version haben die Experten diesen Warnhinweis nun gestrichen.
Artikel von Anke Hörster
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